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Nachlese ÖFEB Kongress

Nachlese ÖFEB Kongress

Die Private Pädagogische Hochschule Augustinum und die Pädagogische Hochschule Steiermark waren von 20. bis 23. September 2022 gemeinsame Gastgeber*innen für den diesjährigen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB). 365 Forscher*innen aus Österreich, Deutschland, Slowenien, Spanien, Italien und der Schweiz referierten vor einem interessierten Fachpublikum über neueste Forschungsergebnisse.

Im Rahmen der Eröffnung begrüßten Rektorin Mag.a Dr.in Elgrid Messner von der Pädagogischen Hochschule Steiermark und Rektorin Mag.a Dr.in Andrea Seel von der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum die Teilnehmer*innen. Die beiden Rektorinnen verwiesen dabei auf die gemeinsame Tradition der Hochschulen in der Ausrichtung von Tagungen und hoben den Stellenwert von Bildungsforschung an den Hochschulen hervor. Auch Bundesminister Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek sandte Grußworte für den Kongress per Video. Vizerektorin Dr.in Katharina Soukup-Altrichter, PH Oberösterreich, eröffnete schließlich als Vorsitzende der ÖFEB den Kongress und betonte die Aktualität des Kongressthemas in krisenhaften Zeiten, die mehr denn je resiliente Bildungsinstitutionen brauchen.

Das Motto der Tagung – Bildungsforschung in und für Zeiten der Veränderung – war auch themengebend für eine Podiumsdiskussion im Europasaal der Wirtschaftskammer Steiermark. Ausgehend von der These “Nie mehr Schule – wie wir sie heute kennen” wurden zentrale Aspekte für gelingendes Lernen und Lehren diskutiert. Dabei wurden historische Entwicklungen, aktuelle Herausforderung und Zukunftsvision gegenübergestellt. Evidenzbasierte Aussagen werden als notwendige Grundlagen für Entscheidungen beurteilt. Große Übereinstimmung fand die Notwendigkeit, diese Ergebnisse der Bildungsforschung auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Diskutant*innen:

Dr.in Katharina Soukup-Altrichter, Vizerektorin für Lehre und Forschung der PH Oberösterreich

Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Reh, Humboldt-Universität zu Berlin

Sekt. Chef.in Mag.a Margareta Scheuringer, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung

Dr. Markus Tomaschitz, MBA, HR Direktor der AVL List GmbH Graz

Die Podiumsdiskussion bot viele Gesprächsanlässe für den anschließenden Abendempfang, unterstützt durch das Land Steiermark.

Jeder Kongresstag wurde mit einer Keynote eingeleitet.

Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Reh, Humboldt-Universität zu Berlin
Hochfliegende Hoffnungen und enttäuschte Erwartungen. Schule, Bildungsforschung und Politik in zeithistorischer Perspektive

Aus Perspektive der historischen Bildungsforschung betrachtete Sabine Reh das Thema ‘Veränderung’ im Bildungswesen. Dabei warf sie provokant die Frage auf, warum ‚wir‘ davon ausgehen, dass das Bildungswesen Problemlagen bearbeiten muss und kann, die nicht dort produziert wurden. In der Auftakt-Keynote des Kongresses stellte sie daher die Relation von bildungswissenschaftlicher Wissensproduktion und gesellschaftlichen Entwicklungen ins Zentrum. Die Konjunkturen bildungswissenschaftlicher Forschung im 20. Jahrhundert zeichnete Sabine Reh anhand von Strömungen und Forschern aus Deutschland nach. Resümierend regte sie an, zwischen Bildungsforschung und Bildungspolitik zu unterscheiden, um keine unrealistischen Hoffnungen zu schüren.

Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Veronika Wöhrer, Universität Wien
Ausbildung bis 18 aus der Sicht der Teilnehmenden. Veränderungswünsche für inklusivere Übergänge in (Aus-)Bildungen

Über das partizipative Aktionsforschungsprojekt ‚Co-Designing Citizen Social Science for Collective Action‘ (CoAct) berichtete Veronika Wöhrer. Das Projekt wurde gemeinsam mit jungen Menschen durchgeführt, die sich in unterschiedlichen Maßnahmen der Ausbildung bis 18 befanden. Wesentlich für CoAct war eine Orientierung an Citizen Social Science: die Teilnehmenden bestimmten Forschungsfrage, Erhebungs- und Auswertungsmethoden selbst und führten die Forschung begleitet von Wissenschafter*innen durch. Zudem wurden Stakeholder systematisch in das Projekt eingebunden. Als zentrale Hürden für die Jugendlichen haben sich in der Forschungsarbeit drei Bereiche herauskristallisiert: Diskriminierung und Rassismus, psychische Erkrankungen und nicht-lineare Lebensläufe.

Prof. Mag. Dr. Karl-Heinz Graß, Pädagogischen Hochschule Steiermark
Prof. Mag. Dr. Robert Schütky, Private Pädagogische Hochschule Augustinum
Diagnostik in der Primarstufenmathematik – Entwicklung und Erprobung von Diagnoseinstrumenten zur Identifizierung früher mathematischer Defizite

In einem Co-Vortrag stellten Karl-Heinz Graß und Robert Schütky Diagnoseinstrumente und deren Entwicklung zu den zentralen fachlichen Konzepten ‚Arithmetik‘ und ‚Größen‘ vor. Karl-Heinz Graß ging dabei auf das Tool „DNA (Digital Numeracy Assessment)“ ein, mit dem die arithmetische Kompetenzentwicklung digital erfasst werden kann. Schüler*innen können dafür eine App verwenden, die von Karl-Heinz Graß in einer Kooperation der PH Steiermark und der Technischen Universität Graz entwickelt wurde. Robert Schütky präsentierte anschließend das Programm „Straße der Maße“, das den Inhaltsbereich Größen aufbereitet. Das von Robert Schütky entwickelte diagnostische Instrument „Größen und Einheiten Test (GET)“ steht dabei im Zentrum der Fortbildungsreihe, die von einem Team der PPH Augustinum für Pädagog*innen in den steirischen Bildungsregionen angeboten wird.

Eingeleitet wurde der Kongress von einer Preconference. Dabei standen 54 Nachwuchswissenschafter*innen mit ihren Forschungsarbeiten im Fokus. Geprägt war diese von qualitativ hochwertigen Beiträgen und spannenden Diskussionen in den unterschiedlichen Formaten. Die Keynote wurde von Dr.in Katharina Miko-Schefzig, Wirtschaftsuniversität Wien, zum Thema „Mit Methode zum Erfolg – Relevanz empirischer Methoden für eine erfolgreiche Dissertation“ gehalten. Ein praxisnaher Workshop zum Stimm- und Sprechtraining von Mag.a Elke Glassner rundete die Preconference ab.

Die Postersession, bei der 13 Projekte präsentiert wurden, stieß auf regen Anklang. Die Besucher*innen nutzen die Gelegenheit für intensiven fachlichen Austausch mit den Autor*innen. Der Posterpreis wurde an folgendes Poster vergeben: „Das ist […] die Klasse als Ganzes einfach wahrnehmen und trotzdem jeden Einzelnen versuchen zu fördern, das zu machen, was er oder sie gerade braucht“ zum Thema „Ergebnisse einer Interviewstudie mit Physiklehrpersonen über gendersensible Unterrichtsgestaltung”. Autor*innen: Mag.a Verena Auer, Univ.-Prof.inMag.a Dr.in Gerda Hagenauer, Univ.-Prof. Dr. Dipl.-Psych. Jörg Zumbach und Assoz.-Prof. Dipl.-Phys. Dr. Alexander Strahl.

Der Kongress eröffnete den Teilnehmer*innen noch weitere Austauschmöglichkeiten: Die einzelnen Sektionen der ÖFEB trafen sich im Rahmen ihrer Sektionstreffen und am Donnerstag fand zudem die Generalversammlung aller ÖFEB-Mitglieder mit der Wahl des Vorstands der ÖFEB statt. Herzliche Gratulation an den neugewählten ÖFEB Vorstand und an die wiedergewählte Vorsitzende Dr.in Katharina Soukup-Altrichter.

Das Priesterseminar bot anschließend einen würdigen Rahmen für den Gesellschaftsabend, der von der Industriellenvereinigung unterstützt wurde. Im festlichen Ambiente wurde auch erstmalig der Dissertationspreis der ÖFEB, in Zusammenarbeit mit dem Waxmann Verlag, verliehen. Prämiert wurde die Dissertation von Judith t`Gildezum Thema „Inclusive education and processes of professionalisation of subject teachers working in integration classes, in secondary academic schools in Vienna Austria: three case studies”. Anerkennungspreise gingen an Natascha Khakpour und Eva-Maria Embacher.

Visuell dokumentiert wurde die gesamte Tagung von Gudrun Jöller, die mittels Graphic Recording Highlights prägnant festhielt und zum Weiterdenken anregte.

Musikalisch begleitet wurde der Kongress vom Brass Ensemble der PPH Augustinum unter der Leitung von Dietmar Bresnig sowie der Gesellschaftsabend von Willy Kulmer (sax, percussion) und Elisabeth Seitinger(vocals, keys).

Beiträge zum Bilderreigen stammen von Christian Brunnthaler, Klemens Karner, Markus Herbst, Philip Rauter und Elisa Wohlhart.

Die Nachlese gestalteten Martina Kalcher, Julia Seyss-Inquart und Elisa Wohlhart.

LINK ÖFEB

LINK Bilderreigen

Vielen Dank an alle Mitarbeitenden beider pädagogischer Hochschulen, die ganz wesentlich zum Gelingen der Tagung beigetragen haben.

Für das Kongressmanagement:

Mag.a Dr.in Dr.in Renate Straßegger-Einfalt
Vizerektorin für Primarstufe und Elementarpädagogik an der PPH Augustinum
renate.strassegger-@-pph-augustinum.at

Ao. Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Beatrix Karl
Vizerektorin für Forschung und Entwicklung an der PH Steiermark
beatrix.karl-@-phst.at