Am 14. November 2024 fand an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz im Rahmen der Denkwerkstatt Elementarpädagogik ein Gesprächsabend mit PPH Augustinum Professorin Mevlida Mešanović statt, den sie gemeinsam mit Bettina Brandstetter, Hochschulprofessorin an der PPH Linz, gestaltet hat.
Die „Denkwerkstatt Elementarpädagogik“ der PPH Linz wurde 2022 als Forum für Alumni, Studierende und Dozierende des Bachelorstudiums Elementarpädagogik gegründet und eröffnet einen Raum für den wissenschaftlichen Diskurs zu aktuellen frühpädagogischen Themen in einer sich wandelnden Gesellschaft. Sie fördert den Austausch zwischen Praxis, Wissenschaft und Lehre.
Bei der Veranstaltung stand die religiöse Vielfalt in elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen im Zentrum, diese wurde am Beispiel Islam und Christentum diskutiert. Als Einstieg in die Thematik boten die beiden Religionspädagoginnen Einblicke in aktuelle Studien über die religiöse Bildung im frühkindlichen Bereich, worauf ein Quiz mit einigen erstaunlichen Erkenntnissen über den Islam und den Qur’an folgte.
Um für die religiöse und innerislamische Vielfalt zu sensibilisieren, legte Mevlida Mešanović einen weiteren Schwerpunkt auf die vorurteilsbehafteten Einstellungen gegenüber Muslim*innen in der österreichischen Bevölkerung und die damit verbundene Diskriminierungserfahrungen im Alltag.
Im Mittelpunkt stand sodann die Elementarpädagogische Praxis mit ihren Herausforderungen durch die religiöse Pluralisierung unserer Gesellschaft. Die Teilnehmer*innen brachten ihre ganz konkreten Erfahrungen ein, sodass ein lebendiger Dialog entstand, der wertvolle Impulse für die Praxis lieferte. Insbesondere das Martinsfest scheint immer wieder Schwierigkeiten zu bereiten, weil christlich geprägte Eltern den Verlust einer liebgewordenen Tradition befürchten und Elementarpädagog*innen gleichzeitig niemanden christlich-religiös vereinnahmen wollen.
Eine Teilnehmerin erzählte, dass ein Gespräch mit allen Beteiligten dabei geholfen hat, dass sich alle mit der je eigenen Sichtweise wahrgenommen und verstanden fühlten. Dabei konnten klischeehafte Vorannahmen über die jeweils ‚Anderen‘ relativiert werden. Die Nächstenliebe und Fürsorge für Menschen, denen es nicht so gut geht, werden im Islam wie in vielen Religionen und humanistisch orientierten Weltanschauungen groß geschrieben. Das Martinsfest konnte diesbezüglich als eine religionsverbindende Praxis empfunden werden, die allerdings an einem religionsneutralen Ort, und nicht (wie bisher) in der Kirche, stattfand.
Weitere Anliegen der Teilnehmer*innen: Aufbrechen von Klischees, die Bedeutung von religionsverbindenden Begegnungen, ein sensibler Umgang mit Religionen und Weltanschauungen sowie das Finden der richtigen Worte in der Kommunikation für ein gutes Miteinander.
Diskutiert wurde auch die Frage, wie man den Gesprächsraum für weitere Elementarpädagog*innen öffnen könnte, denn – so die Teilnehmer*innen - eine religionssensible Begleitung von Kindern und deren Familien „geht uns alle an“.
Als Ergebnis der Denkwerkstatt kann festgehalten werden, dass Religion etwas sehr Individuelles ist, das jedoch politisch und medial zur ‚Abgrenzung‘ von Menschengruppen verwendet wird. Es gibt nicht „den Islam“, sondern Religionen haben immer ein konkretes Gesicht mit familiärer, kultureller Prägung und Spiritualität. Der gemeinsame Gesprächsabend hat die Teilnehmer*innen miteinander, aber auch ein Stück weit mit den jeweiligen Religionen vertraut gemacht.
Mevlida Mešanović: „Am Ende waren wir uns einig, dass die geballte, religionsübergreifende FRAUENPOWER einfach guttut und zum solidarischen Miteinander in unserer Gesellschaft ermutigt.“
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Studie Informationsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher mit dem Beitrag:
Einstellung zu Muslim:innen in der österreichischen Bevölkerung – eine Datenerhebung - Gleichbehandlungsanwaltschaft
derStandard online, 24. Oktober 2024, Studie:
Befragung in 13 EU-Staaten: Muslime fühlen sich in Österreich am stärksten diskriminiert
Bericht und Fotos stammen von Mevlida Mešanović und Bettina Brandstetter.
Kontakt an der PPH Augustinum:
Prof.in Mag.a Mevlida Mešanović, BEd PhD
mevlida.mesanovic-@-pph-augustinum.at
Elisa Wohlhart