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Festvortrag Univ.-Prof. Dr. Georg Hans Neuweg

Festvortrag Univ.-Prof. Dr. Georg Hans Neuweg

Zum Semesterausklang lud die PPH Augustinum aus besonderem Anlass zu einem interessanten Festvortrag ein.

Univ.-Prof. Dr. Georg Hans Neuweg referierte zum Thema „Das Verhältnis zwischen Wissen und Können: Zwölf Denkfiguren für Lehrerbildner*innen“.

Welche Art von Wissen steht hinter dem Lehrerhandeln bzw. welche wäre zu fordern? Wie regulieren Lehrpersonen ihr Handeln bzw. welche Muster der Handlungsregulation dürfen als professionell gelten? Wie gestaltet sich der Prozess des Lernens, wenn es um eine dermaßen komplexe Fähigkeit wie das Unterrichten geht und wie soll dieser Prozess didaktisiert werden? Welche Institutionen sollen zu welchem Zeitpunkt welche Aufgaben im Professionalisierungs-prozess übernehmen? Und nicht zuletzt: Wie viel „Theorie“ und wie viel „Praxis“ brauchen angehende Lehrkräfte?

Bis heute und seit nahezu 250 Jahren sind die Antworten auf diese Fragen kontrovers. Der Vortrag bündelt sie zu zwölf Denkfiguren. Auf diese Weise entsteht eine Ideenlandkarte, die das Theorie-Praxis-Problem als Wissen-Können-Problem rekonstruiert und die dabei hilft, eigene und fremde Positionen in der unübersichtlichen Diskurslandschaft präziser zu verorten.

Im Anschluss an den Vortrag wurden spezielle Themen in einem Workshop vertieft.

Ausgehend von Neuwegs Forderung, theoretische und praktische Anteile der Lehrer*innenbildung nicht zu vermengen und dadurch ein Studium im Modus von Wissenschaftlichkeit und kritischer Distanzierung zur Praxis zu ermöglichen, wurden die Möglichkeiten einer Implementierung dieses Ansatzes in der einphasigen Ausbildung der aktuellen Pädagog*innenbildung diskutiert. Die Anforderung an Primarstufenlehrer*innen, mit den zentralen Konzepten, Denk- und Arbeitsweisen aller Fachbereiche kompetent operieren zu können, wurde als herausforderndes Desiderat identifiziert. Dennoch erscheint es erforderlich, fachliches Wissen zu entfalten und nicht von vornherein der Fachdidaktik und schon gar nicht der praktischen „Umsetzbarkeit“ unterzuordnen. Studierende müssen lernen, Widerstände zu überwinden, die auftreten, wenn sie „mit einem Buch allein gelassen“ werden. Die Heterogenität der Studierenden und die Nichtlinearität des Professionalisierungsprozesses erfordert eine individualisierte Herangehensweise. Dazu müssen Entwicklungsaufgaben gemensam identifiziert und verbindlich bearbeitet werden. Die spannende Diskussion wurde von Georg Hans Neuweg auf achtsame und entspannte Weise geführt, getreu dem Motto Schopenhauers: „Der Heiterkeit sollen wir die Türen öffnen“.

Univ.-Prof. Dr. Georg Hans Neuweg, geb. 1965, ist Vorstand des Instituts für Wirtschafts- und Berufspädagogik an der Johannes Kepler Universität Linz, er forscht vornehmlich in den Bereichen Lehrer*innenbildung, berufliches Erfahrungswissen/implizites Wissen, Wirtschafts- und Berufspädagogik, schulische Leistungsbeurteilung, wirkt als langjährige Berater für das BMBWF, hat Lehrerfahrungen an mehreren Universitäten, in der Lehrerfortbildung sowie an einer Schule und ist Achtsamkeits- und Meditationslehrer (MBSR).

Literaturempfehlung:
Neuweg, G. H. (2022). Lehrerbildung. Zwölf Denkfiguren im Spannungsfeld von Wissen und Können. Münster, New York: Waxmann.

Den Bilderreigen gestaltete Klemens Karner.
Die Nachlese zum Workshop stammt von David Wohlhart.

Titelbild: PPH Augustinum Rektorin Andrea Seel und Georg Hans Neuweg

Elisa Wohlhart