Der vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gestiftete Frauenpreis in der Kategorie „Gesellschaft, Bildung und Arbeitswelt“ wurde 2022 an Emina Saric verliehen.
Mit der Zuerkennung des Preise würdigt die Jury die herausragenden Leistungen von Emina Saric im Bereich der gleichstellungsorientierten, interkulturellen Bildungs- und Beratungsarbeit, ihre profunde Sachkenntnis im Themenfeld „gender-based-violence“ unter besonderer Berücksichtigung des Themas „Gewalt im Namen der Ehre“, sowie ihren engagierten Einsatz im pädagogischen Feld für mehr Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von jungen Frauen und Männern.
Emina Saric, 1969 in Banja Luka, Bosnien und Herzegowina, geboren, studierte Germanistik an der Universität in Sarajewo. Im Zuge der Kriegshandlungen musste sie ihre Heimat verlassen, zog nach Graz und absolvierte dort pädagogische sowie Geschlechterstudien an der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum und der Karl Franzens Universität Graz.
2011 war sie Mitbegründerin der frauenspezifischen Beratungsstelle DIVAN in Graz und dort in der Folge über viele Jahre als Beraterin und Projektkonzeptentwicklerin (z.B. für das Projekt „Heldinnen. Mein Leben in meiner Hand“) tätig. Sie engagierte sich auch über lange Zeit in der Projekt- und Bildungsarbeit im Bereich DaZ/DaF, Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache.
Emina Saric: „Im Rahmen meiner langjährigen Beratungsarbeit kam ich zur Erkenntnis, dass im Bereich der Gleichstellung, der Erziehung und der Gewaltprävention - neben der Stärkung von Mädchen und Frauen - auch mit Buben und Männern im Bereich der Reflexion von Geschlechterrollenvorgaben gearbeitet werden muss.“
Aus dieser Überzeugung heraus gelang es Emina Saric unter großem Einsatz und gemeinsam mit Mitstreiter*innen das ursprünglich erstmals in Berlin etablierte Projekt HEROES® – ein Projekt für Gleichberechtigung und gegen Unterdrückung im Namen der Ehre - auch nach Graz zu holen. Seit 2017 leitet Emina Saric dieses Projekt gemeinsam mit Michael Kurzmann, seit 2020 im Verein für Männer- und Geschlechterthemen.
Im Projekt werden männliche Jugendliche aus sogenannten ehrkulturellen Milieus - unter Einbindung von jungen Frauen mit ähnlichem Erfahrungshintergrund - zu sog. Peer-Educators ausgebildet. Dabei werden sie ermächtigt, sich auch selbst (öffentlich) gegen patriarchale Gewalt zu positionieren und damit als Rolemodels zu wirken. Nach der intensiven Trainingsphase führen die Heroes dann selbst Peer-to-Peer-Workshops für Jugendliche in Schulen und Jugendeinrichtungen durch.
Es ist der große Verdienst von Emina Saric, dass diese Thematik sachbezogen und auch forschungsbasiert in Diskussionen rund um das Thema Kinderrechte, Rollenbilder und gewaltfreie Erziehung eingebracht wird.
Literaturtipps
Emina Saric: „Ehre, Scham und Schande. Warum wird Frauen Gewalt angetan?“ ist 2020 im Passagen Verlag erschienen.
Darin beleuchtet Emina Saric anhand von Begriffen wie Scham, Schande und Ehre, wie geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen durch Erziehung und Tradition aus der Vergangenheit in die Gegenwart übertragen werden und zu spezifischen Gewaltformen führen können. Um die Gewaltspirale zu unterbrechen, bedarf es aus ihrer Sicht sowohl der theoretischen Analyse, als auch der praktischen, pädagogischen Arbeit mit betroffenen Kindern und Jugendlichen.
Im Rahmen eines Projektes mit der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum erschien eine Handreichung unter dem Titel „Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung unter besonderer Berücksichtigung des Themas ´Gewalt im Namen der Ehre`“, herausgegeben vom Bundesministerium.
In diesem, oft kontrovers diskutierten Themenfeld, bezieht Emina Saric klar Position, indem sie deutlich macht, dass alle Formen von geschlechterbezogener Gewalt und deren Hintergründe analysiert und ernst genommen werden müssen, um die betroffenen Jugendlichen tatsächlich zu erreichen – denn alle haben aus ihrer Sicht das Recht auf freie Persönlichkeitsentwicklung - unabhängig ihres sozialen, kulturellen oder religiösen Hintergrunds.
Weitere Auszeichnungen und Expertisen von Emina Saric
2021 Menschenrechtspreis Land Steiermark der Menschenrechtspreis
2022 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark
Sie ist Mitglied des unabhängigen Expertenrates für Integration der österreichischen Bundesregierung und Vorsitzende des Aufsichtsrates der Dokumentationsstelle Politischer Islam.
Emina Saric ist auch international mit ähnlichen Projekten vernetzt und leistet wichtige Sensibilisierungsarbeit als Vortragende, als Trainerin und als Interviewpartnerin für Medien.
Neben der Arbeit mit jungen Frauen und Männern trägt Emina Saric ihre Expertise auch in ihre Lehrtätigkeit am Ausbildungszentrum für Sozialberufe – einer berufsbildenden mittleren Schule - in Graz hinein. Sie ist außerdem im Rahmen eines Projekts des BMBWF Lehrende an der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum und leistet dort über bundesweite Webinare wichtige Sensibilisierungsarbeit bei Pädagog*innen im Schulbereich.
Die Auszeichnung fand am 19. Dezember 2022 in Wien statt. Der Österreichische Staatspreis für Frauen und die weiteren Frauenpreise werden für vorbildhafte Leistungen an Personen vergeben, die zur Gleichstellung der Geschlechter, zur Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen und zum Abbau von stereotypen Rollenbildern beitragen. Die Nominierung sowie die Auswahl der Preisträgerinnen erfolgen durch eine unabhängige, von den Preisstifterinnen beschickte, Jury.
Wir gratulieren Emina Saric sehr, sehr herzlich zu dieser verdienten Auszeichnung und wünschen viel Erfolg für weitere Projekte.
Projekt HEROES an der PPH Augustinum
Titelbild, BMBWF, v.l.n.r.: BMin Susanne Raab, Preisträgerin Emina Saric, BM Martin Polaschek
Kontakt:
Emina Saric, MA
emina.saric-@-pph-augustinum.at
Elisa Wohlhart