Bei der 27. Grazer Tagung Deutsch als Fremd-/Zweitsprache & Sprachdidaktik stand ein hochaktuelles Thema im Zentrum: das Schreiben im Zeitalter Künstlicher Intelligenz. Unter dem Titel „Tinte trifft KI – Neue Wege des Schreibens in Wissenschaft, Schule und Beruf“ versammelte die Tagung zahlreiche Fachvertreter*innen aus Schreibforschung, Sprachdidaktik, KI-Literacy sowie dem Zweit- und Fremdsprachenerwerb, um die weitreichenden Veränderungen im Bildungsbereich gemeinsam zu reflektieren.
Schreiben zwischen Tool-Nutzung und Autorenschaft
Im Fokus standen grundlegende Fragen:
- Welche Bedeutung hat Schreiben, wenn KI-gestützte Tools mitformulieren?
- Wie verändert sich der Schreibunterricht in Schule, Hochschule und Beruf?
- Wie lässt sich ein verantwortungsvoller Umgang mit KI in Lehr- und Lernkontexten gestalten?
In drei thematischen Schwerpunkten – Wissenschaft, Schule und Beruf – wurden Herausforderungen wie auch Potenziale diskutiert. Themen reichten von der Rolle Künstlicher Intelligenz beim wissenschaftlichen Schreiben über Diagnose- und Fördermöglichkeiten im schulischen Kontext bis hin zur Frage nach Autorenschaft und Kreativität in beruflichen Schreibsettings.
Keynotes im Festsaal: Impulse aus der Forschung
Den wissenschaftlichen Rahmen gaben zwei hochkarätige Keynotes:
- Katrin Lehnen (Universität Gießen) eröffnete mit einem Vortrag zu „Koaktivität, Ko-Konstruktion, Kollaboration: Praktiken und Rollenkonzepte beim Schreiben mit KI“.
- Den Abschluss bildeten Torsten Steinhoff (Universität Siegen) und Jonas Meir (Université Sorbonne Nouvelle Paris) mit einer gemeinsamen Keynote zu „Prompt-Scaffolding im Schreibunterricht“ – ein innovativer Zugang zur KI-unterstützten Schreibdidaktik.
Ein vielfältiges Tagungsprogramm
Das breite Spektrum an Beiträgen umfasste empirische Studien, didaktische Modellierungen sowie praxisnahe Erfahrungsberichte. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Frage, wie KI-Literacy – also der kritische und reflektierte Umgang mit KI – bei Lernenden und Lehrenden gefördert werden kann. Dabei wurde deutlich: Neben neuen Chancen stellen sich auch Herausforderungen etwa in Bezug auf Datenschutz, Qualitätssicherung und ethische Verantwortung.
Auch die PPH Augustinum war mit einem praxisorientierten Beitrag vertreten: Nicole Scherr, Lehrende an der PPH Augustinum und Volksschullehrerin an der VS Graz-Viktor Kaplan, präsentierte in ihrem Workshop Möglichkeiten einer sprachsensiblen Projektgestaltung mit KI in der Primarstufe und zeigte auf, wie KI Tools bereits im frühen Unterrichtsalltag Schreibimpulse anregen und Schreibmotivation erhöhen können.
Fazit
Die Tagung machte deutlich: Schreiben bleibt eine zentrale Schlüsselkompetenz, auch – und gerade – im digitalen Zeitalter. KI verändert die Bedingungen des Schreibens, doch die zentrale Rolle der menschlichen Gestaltung, Reflexion und pädagogischen Begleitung bleibt unersetzlich.
Die Tagungsleitungen Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Schmölzer-Eibinger und Dr. Muhammed Akbulut dankten allen Teilnehmenden für die inspirierenden Beiträge und freuen sich auf eine Fortsetzung des Dialogs im nächsten Jahr, in der es um die Mehrsprachigkeit im Unterricht als Ressource gehen wird (19. Juni – 20. Juni 2026).
Fachdidaktikzentrum DaZ - Uni Graz: Grazer Tagung "Tinte trifft KI"
Bildquelle: Nicole Scherr
Expertin an der PPH Augustinum:
Prof.in Nicole Scherr, BEd MEd
nicole.scherr-@-pph-augustinum.at
Nicole Scherr