Aufbruch in religionskulturelles „historisches Neu- und Niemandsland“
Im Dezember 2023 kamen Kolleg*innen aus der Fort- und Weiterbildung im Bereich Religionspädagogik im Salzburger Bildungshaus St. Virgil zum jährlichen Vernetzungstreffen zusammen. Die Veranstaltung fand nach der Pandemie zum ersten Mal wieder in Präsenz statt. Renate Wieser und Judith Borstner berichten darüber.
Der Austausch begann mit einem Blick auf diejenigen, bei denen religiöse Bildung „ankommen“ soll: Auf Basis der Lebenswelten-Jugendstudie 2020 skizzierte Renate Wieser, Religionspädagogin an der PPH Augustinum, Tendenzen jugendlicher Religiosität. Wie „Seismographen“, so der Schweitzer Theologe Dominik Schenker, nehmen junge Menschen sensibel die Schwingungen einer Gesellschaft auf und geben damit Hinweise auf die zukünftige Entwicklung von Religion.
Was die Daten erzählen: Immer mehr gestalten junge Menschen ihre Beziehung zu Gott unabhängig von der Kirche. Immer prekärer wird die Alltagsrelevanz von Glauben, immer weniger die religiöse Praxis. Dabei orientieren sich Mädchen und Burschen durchaus stark an Werten, allerdings werden diese nicht mehr religiös begründet. Grundsätzlich sind es aber weniger die „Extrempositionen“ – „sehr religiös“ oder „nicht religiös“ –, welche am meisten Zustimmung erfahren, vielmehr positionieren sich Jugendliche eher „in der Mitte“. Das macht auch Sinn, denn: Jugendliche bewegen sich in unserer Gesellschaft an der Schnittstelle vieler unterschiedlicher sozialer Identitäten – das erfordert von ihnen ein permanentes Austarieren und macht eindeutige Positionierungen in Sachen Religion schwierig. In religionspädagogischer Perspektive sind nun all diese Tendenzen nicht einfach als Indikator für ein „generelles Abbruchverfahren“ von jungen Menschen zu bewerten, vielmehr verlangen die hochindividualisierten Aneignungen von Glauben von Seiten der Religionspädagog*innen ein genaues Hinschauen und -spüren.
Vor dieser Hintergrundfolie haben die Teilnehmer*innen des Vernetzungstreffens darüber nachgedacht, was das Betreten dieses religionskulturellen „historischen Neu- und Niemandslands“ (Helmut Zander) für die Organisation der Fort- und Weiterbildung bedeuten könnte und auch, welche Angebote es angesichts der religiösen Entwicklungen für Lehrende und Lernende in der Fort- und Weiterbildung benötigen würde. Das Vernetzen ist, umgeben von der malerischen Kulisse eines verschneiten, in adventliche Lichter getauchten Salzburgs, umso lustvoller gewesen, was dem erfolgreichen Austausch nur zugutegekommen ist.
Den Bilderreigen gestalteten Judith Borstner, Christian Brunnthaler und Barbara Spath.
Kontakte an der PPH Augustinum:
HS.-Prof.in Mag.a Mag.a Dr.in Renate WIESER, MA
Koordination Fachbereich Religion
Leitung Koordinationsstelle Diversität & Inklusive Hochschulentwicklung
renate.wieser-@-pph-augustinum.at
Judith Borstner, BEd
Institut für Religionspädagogik Klagenfurt
Aus-, Fort- und Weiterbildung
judith.borstner-@-pph-augustinum.at